Eigentlich wollte ich mir drei ruhige Wochen machen und hatte deshalb die Hundepension nach den Weihnachtsferien geschlossen. Da ich oft nach den Beweggründen gefragt wurde, schreibe ich sie hier noch einmal auf. Zum einen fiel ich in den letzten Jahren nach Silvester in ein Stimmungsloch. Das graue Wetter, die dunkle Zeit nagten an meiner guten Laune und dann kann ich mich selbst nicht leiden. Durch das unattraktive Wetter waren dann auch die Hunde matschig, meine Wohnung entsprechend dreckig und meine Laune sank noch ein Stückchen tiefer. Das musste ich ändern! Außerdem standen ein paar Programmpunkte auf meiner To-Do-Liste, für die ich mein Haus für längere Zeit verlassen muss, was ich ungerne tue, wenn ich Fellgäste habe. So buchte ich für Kimba und mich einen Mantrailing-Workshop bei Fokus Hund (Meine braune Zuckerschnute braucht auch mal etwas extra Aufmerksamkeit), ich tingelte durch Buchläden, um das Marketing weiter voranzutreiben und wollte das Wolfcenter in Merzenich besuchen, weil für den zweiten Teil des Wolfbuches recherchiert werden muss. So viel zu meinen Plänen.
Doch, wie meistens, kam es anders.
Als erste Schreckensnachricht kam mein Vater mit Herzproblemen ins Krankenhaus. Direkt am nächsten Tag erfuhr ich, dass Duncan eingeschläfert werden musste. Diese Nachricht traf mich tief. Der immer fröhliche, total aufgedrehte, schwarze Labrador hatte als mein erster Gasthund eine besondere Stellung in meinem Herzen, deshalb tat mir das Abschiednehmen sehr weh. Zum Andenken erstellte ich ihm eine eigene Kollage. Auch Oskar, ein kleiner Malteser? aus der Nachbarschaft, musste von uns gehen. Wie ich später erfuhr, musste auch mein Pensionsgast Bruno am 03.01.19 aus gesundheitlichen Gründen von seinen Leiden erlöst werden. Das Jahr startete ungut.
Drei Tage später kam die Springer Spaniel Junghündin Ivy in meine Pension gedüst. Aus Xanten. Mein Bekanntheitsgrad wächst stetig. Da sie noch sehr jung ist, werden wir erst einige Eingewöhungstreffen planen, um ihr einen sanften Einstieg in meine Hundepension zu ermöglichen.
Spät an diesem Freitag trudelte eine Mail meines Beraters beim Technologie und Gründerzentrum Niederrhein, Herr Pohl, bei mir ein. Das TZN plant einen kleinen Werbefilm über erfolgreiche Existenzgründer drehen zu lassen. Dabei sollen vier Gewerbe vorgestellt werden und er hätte es gerne, wenn meine Hundepension eins davon wäre. Die Dreharbeiten in meinem Haus würden ca. 2 Stunden dauern.
Nach einem kurzen Schreck freute ich mich natürlich über diese Chance der extra Werbung, weil ich den Filmteil über meine Pension behalten und auf meiner Homepage damit werben dürfte. Ist das spannend! Damit hat sich schon geklärt, warum ich beim Wachsgießen einen Frosch gegossen habe. Laut Wachsgieß-Orakel bedeutet das für mein Jahr 2019: Na los, trau dich! Manche Dinge kosten Überwindung, aber hinterher wirst du so froh sein, dass du es gewagt hast. Die neue Erfahrung bringt dich weiter.
Dann startete meine zweite Urlaubswoche zunächst mit meinem Geburtstag. Alles entspannt, alles friedlich. Ich nahm mir Zeit, wieder zum Yoga zu gehen, mein Arzt hatte mir Massagen für den verspannten Rücken verschrieben. Zudem schrieb ich fleißig an der Fortsetzung meines Wolfromans und kam gut voran. In dieser entspannten Phase erreichte mich ein Anruf von RTL. Sie suchen für die Show "Auf fremden Sofas" interessante, unterhaltsame Charaktere mit Partner oder Familie, die Lust haben, das Publikum eine Woche lang an ihrem Alltag zuhause teilhaben zu lassen. Wie kommen die dabei auf mich?
Hunde kommen bei den Zuschauern gut an und deshalb fanden sie meine Hundepension ganz interessant. Da wäre doch bestimmt immer etwas los! Ich fürchte, deren Vorstellung von meiner Hundepension weicht von der Realität ab. Draußen auf den Spaziergängen ist natürlich Action, dann gibt es Essen und danach herrscht meistens Ruhe (kommt natürlich auf die Gäste an). In der Zeit hacke ich auf meinen Laptop ein. Für meine Bücher wäre ein Auftritt bei RTL sicherlich ein aufregendes Marketing Event, aber so unterhaltsam bin ich wirklich nicht.
Als ich mir eine der Sendungen aus dem letzten Jahr anschautet, bekam ich einen Schreck. Inszenierte Dialoge auf einem eher niedrigen Niveau. Ich fürchte, da muss ich passen. Das ist nicht mein Format.
Etwas Abwechslung verschaffte mir der Mantrailing-Workshop bei Fokus Hund. Zunächst musste ich am 18.01.19 allein zur Theorie. Dort lernte ich etwas über die richtige Ausrüstung (Geschirr, Leine) und einige faszinierende Fakten über die Schnüffelnase. Sie ist das wichtigste Sinnesorgan des Hundes. Die Nasenschleimhaut des Hundes ist dreißigmal so groß wie die des Menschen. Während wir Zweibeiner fünf Millionen Riechzellen besitzen, verfügt der Hund über 200 Millionen. Der Hund kann mit seiner Nase sämtliche Umwelteindrücke verarbeiten, deshalb lastet ihn diese Arbeit körperlich und geistig perfekt aus.
Beim Mantrailing soll der Hund den Individualgeruch einer Person aufnehmen und diese anhand des Geruchs finden. Ist er darin trainiert und ausgebildet, kann er auch eine mehrere Wochen alte Spur verfolgen. Diese Fähigkeit wird besonders bei der Rettungshundearbeit eingesetzt.
Ich wollte gerne etwas mit meinem Hund zusammen unternehmen und schauen, ob solche Art von Beschäftigung für meinen Kimba das Richtige ist. So ganz war ich davon nicht überzeugt, da er mich zu Hause nicht findet, wenn ich mich mal hinter der Tür verstecke. Aber wahrscheinlich riecht im Haus einfach alles nach mir.
Bei eisig kalten Temperaturen ging es mit den Trainern Claudia und Lutz zusammen mit fünf weiteren Frauchen und ihren Hunden auf zum Hülser Berg. Dort wurden wir zunächst in die richtige Leinenhaltung und Leinenaufwicklung eingewiesen. Das fand ich etwas unglücklich, weil wir uns in der kalten Luft zu wenig bewegten. Das sogenannte Antrailen klappte toll. In kleinen Schritten führte Lutz mich und zwei weitere Teams ein. Alle drei Hunde hatten ziemlich schnell den Dreh raus, dass ein Mensch mit super duftender Fleischwurst verschwand. Wenn man den fand, bekam Hund die Wurst. Das war genau nach Kimbas Geschmack. Im Gegensatz zur Unterordnung, bei der der Zweibeiner führt, soll beim Mantrailing der Hund die Führung übernehmen. Und Kimba schoss nach vorn. Weil dieses Verhalten für mich vollkommen ungewohnt war, wusste ich mit der Leine nichts anzufangen. Festhalten, laufen lassen? Wie lang? Das verwirrte mich. Da bräuchte es sicherlich mehrere Durchgänge, bei denen Mensch und Hund ein gemeinsames Tempo fanden. Mein Hund fand das Training auf jeden Fall spitze, auch wibbelige oder ängstliche Hunde zeigten schnell Begeisterung. Sie konnten sich auf eine Sache, die Nasenarbeit, konzentrieren. Und zum Schluss kam der Beweis - Nasenarbeit macht müde.
Während Kimba die entspannten Pfoten direkt vor den Kaminofen quetschte und ich mit einer dampfenden Teetasse langsam auftaute, erhielt ich einen Anruf von einem jungen Mann, der gern ein Praktikum in meiner Hundepension absolvieren wollte. Im ersten Moment musste ich lachen und überlegte, dass solch ein Praktikum in meiner Pension doch ziemlich langweilig wäre. Doch kurz darauf änderte ich meine Meinung. Einen Tag lang könnte ich ihm schon einiges beibringen: über Hunderassen, Zusammenstellung in der Gruppe, Körpersprache, artgerechte Beschäftigung. Deshalb lud ich den Interessenten ein, im Februar einen Tag zu mir zu kommen. Ich bin sehr gespannt, wie meine und seine Erfahrungen sein werden!